Grundidee

Warum Medienpädagogik im Kindergarten?

Mit dem Projekt digi4under6 unterstützen wir PädagogInnen dabei, Medienbildung in ihre Arbeit zu integrieren, um Kinder an einen verantwortungsvollen, selbstbestimmten und kreativen Umgang mit Medien heranzuführen.

ElementarpädagogInnen verfügen über ein reichhaltiges Repertoire an didaktischen und methodischen Kenntnissen, das es ihnen ermöglicht, kreative, an die jeweilige Gruppe angepasste Bildungsangebote zu entwickeln. Den Rahmen dafür gibt der BildungsRahmenPlan vor. In Anlehnung an die Bildungsbereiche des BildungsRahmenPlans hat das Kinderbüro der Universität Wien in Zusammenarbeit mit ElementarpädagogInnen, erfahrenen MedienpädagogInnen und ExpertInnen Methoden-Baukästen zu acht Themen im Bereich Medienbildung entwickelt, die auch die Anforderungen der Bildungsbereiche aufgreifen.

Unsere Jüngsten wachsen heute mit digitalen Medien auf, sie sind Teil ihrer alltäglichen Lebenswelt geworden. Die Bildungseinrichtungen sind daher zunehmend gefordert, diese äußeren Einflüsse aufzunehmen und pädagogisch zu bearbeiten. Es ist unsere Aufgabe, unsere Vorschul-Kinder dabei zu unterstützen und zu begleiten, einen kompetenten Umgang mit Medien zu finden. Medienkompetenz soll junge Menschen befähigen, sich souverän in einer mediatisierten Welt zurecht zu finden. Sie soll ihnen Partizipationsmöglichkeiten eröffnen und kritisch-reflexives Denken fördern. Ziel ist es, dass sie sich sowohl als aktive RezipientInnen als auch als aktive ProduzentInnen medialer Inhalte erleben. Durch die Produktion eigener Inhalte gewinnen schon junge Kinder die Erfahrung, dass Medien „gemacht“ sind. Diese Erfahrung bildet die Grundlage für die produktive und v.a. kritische Auseinandersetzung mit Neuen Medien. Elementarpädagogische Einrichtungen können Kinder dabei unterstützen und begleiten, kompetente MediennutzerInnen zu werden.

 

Der Bildungsauftrag in der Elementarpädagogik

Mit Blick auf den bundesweiten BildungsRahmenPlan sowie die Bildungspläne der Bundesländer zeigt sich, dass medienpädagogisches Arbeiten schon in die Elementarpädagogik integriert werden sollte:

Einerseits durch den Auftrag zur Lebensweltorientierung, andererseits durch den Auftrag zur Medienkompetenz-Förderung. So gilt es, „durch unterschiedliche Methoden, durch den Einsatz unterschiedlicher Bildungsmittel differenzierte Bildungsangebote bereitzustellen, um kindliche Lernprozesse zu unterstützen“ (vgl. Bildungsrahmenplan: 8) sowie „pädagogische Angebote an der Lebenswelt des Kindes zu orientieren“ (ebenda: 3f.) Darüber hinaus „umfasst eine zeitgemäße elementare Bildung (…) auch die Förderung kindlicher Medienkompetenz. Diese befähigt Kinder, unterschiedliche Medien zunehmend selbstgesteuert und kritisch zu nutzen“ (ebenda:15; Wiener Bildungsplan: 47).

 

Unsere Zugänge

Wir verwenden Medien nicht zum Selbstzweck, sondern sehen sie als Werkzeug, das eingesetzt werden kann, um pädagogische Zielsetzungen zu erreichen. Den Kindern wird ein Werkzeug in die Hand gegeben, mit dem sie sich in ihrer Art und Weise die Welt erschließen und kreativ gestalten können. Im Umgang mit Medien „erhöhen [sich] neben den rein technischen Kompetenzen die emotionalen, analytischen, ethischen, gestalterischen, ästhetischen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen von Kindern (…)“ (Neuß 2004: 62).

Unser Ziel ist es, Elementarpädagoginnen dabei zu unterstützen, dass Kinder Erfahrungen und praktische Kenntnisse im Umgang mit Medien machen können, dass sie Medien für ihre eigenen Anliegen, Fragen und für den sozialen Austausch verwenden können, dass sie ihren eigenen Umgang und ihre eigenen Erfahrungen mit Medien verarbeiten und reflektieren können und dass sie mehr über die Machart und die Funktionsweise von Medien erfahren.

Für die Nutzung digitaler Medien in elementarpädagogischen Einrichtungen sollte besonderes Augenmerk sowohl auf die Qualität der angebotenen Inhalte als auch auf die Quantität der Beschäftigung gelegt werden.

Wir sind überzeugt, dass wir durch die Aktivierung der Bildungsbereiche anhand digitaler Medien stets einen doppelten Nutzen für die Kinder generieren: Das oberste Ziel der Stärkung der kindlichen Kompetenz im jeweiligen Bildungsbereich und zugleich eine Stärkung der Medienkompetenz.

Unsere konkrete Vorgehensweise

Im Rahmen des Projektes haben wir folgende 8 Themenfelder erarbeitet:

  • Klanglabor (Geräusche und Musik)
  • Klick, Klick (Fotografie)
  • Zu Befehl! (Programmieren, Robotics)
  • Bühne frei! (Darstellen, Schauspiel, Video)
  • Erzähl mir was! (Geschichten erzählen und vorlesen)
  • Ich mal mir die Welt… (malen und zeichnen auf Papier und Tablet)
  • Buchstabensuppe und Zahlensalat (Sprachförderung und Zahlen lernen)
  • Technikfit und sicher (Sicherheit und Technik)

Die Angebote in diesen acht Themenfeldern sind an die Bildungsbereiche des Bundeländerübergreifenden BildungsRahmenPlans angelehnt und wurden von uns in folgende Bereiche geclustert: Sprache & Kommunikation, Kunst & Kultur, Natur & Technik, psychosoziales Wohlbefinden, physisches Wohlbefinden.

Gearbeitet wird vorwiegend „Hands on“ mit Tablets und Robotern, wobei das spielerische Lernen einen zentralen Stellenwert einnimmt.

Aufbau und Inhalt der Einheiten

Basierend auf pädagogischen Inhalten und Überlegungen können Kinder spielerisch und aktiv im Umgang mit einem Medium (v.a. Tablet) Wissen über ein Thema (z.B. mit einem interaktiven Bilderbuch) erwerben bzw. ihr Wissen erweitern und werden zugleich in ihrer Medienkompetenz gefördert. Ganz konkret bedeutet das beispielsweise: Als DetektivInnen machen sich die Kinder auf die Suche nach besonderen Gegenständen im Kindergarten und fotografieren diese aus unterschiedlichen Perspektiven – sie gestalten zu einem bekannten Bilderbuch einen eigenen Film – sie reflektieren spielerisch über ihre Medienhelden – sie erfahren in einer Bewegungsgeschichte wie es ist, ein Roboter zu sein ­ u.v.m.

Im Mittelpunkt stehen für uns die Bedürfnisse und die Neugier der Kinder.

Prinzipien der Nutzung digitaler Medien in elementaren Bildungseinrichtungen

Prinzip #1: Digitale Medien sind Werkzeuge, die dazu dienen, Bildungsziele zu erreichen
Prinzip #2: Digitale Geräte ersetzen keine zwischenmenschlichen Beziehungen
Prinzip #3: Digitale Medien machen neugierig und kreativ
Prinzip #4: (Lern-)Potentiale digitaler Medien erkennen und nutzen
Prinzip #5: Kinder möchten aktiv teilnehmen, sich ausprobieren und Erfahrungen sammeln
Prinzip #6: Digitale Medien erfordern verantwortungsvolle und kritische Nutzung

Literatur

Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (2010): Bundesländerübergreifender Bildungsrahmenplan. Modul für das letzte Jahr in elementaren Bildungseinrichtungen.